Waschen, Baden, Spuelen

Der Tag startete um 7.30h.

Heute stand etwas ganz grosses auf dem Programm. Voller Vorfreude und Aufregung assen wir schnell unser Fruehstueck, cremten uns ordentlich mit Sonnencreme ein und warteten dann auf das Taxi was uns von unserem Hotel abholen sollte.

Puenktlich um 9.30h fuhr ein silberner Jeep vor. Wir stiegen ein und fuhren ueber Doerfer und indische Highways Richtung Allappuzha. Etwa eine Stunde spaeter waren wir dann am dem Ort des Geschehens angekommen.
Die keralischen Backwaters! Ein riesiges Labyrinth aus Fluessen, Seen und Kanaelen, dass sich laut Reisefuehrer ueber eine Laenge von 75km erstreckte. Unser Fahrer fuehrte uns am Ufer ueber schlammige Wege, die mit dem Auto nicht zu erreichen sind, zu unserem Boot. Die „Hail Mary“ ist ein sogenanntes Reisboot. Das komplette Boot wurde aus Palmenblaettern und Reispflanzen geflochten und verbreitet so schon beim ersten Anblick ein unglaubliches Bild. So etwas wuerde man in Deutschland nie zu sehen bekommen.

Wir wurden von einer dreikoepfigen Crew empfangen und durch das Boot gefuehrt. Nach dem Betreten standen wir direkt im „Wohnzimmer“. Ein einladener Tisch fuer sechs Personen, dekoriert mit Ananas und Mini-Bananen, stand vor uns. Links neben dem „Wohnzimmer“ befand sich die „Verande“ und der Platz fuer den Kapitaen der „Hail Mary“. Die „Veranda“ verbreitete den Charme vom alten Rom. Eine Liege mit zwei gemuetlichen Kissen versprach aussergewoehnliche Gemuetlichkeit. Der weitere Rundgang brachte uns zu zwei Schlafzimmern mit Baedern (inklusive westlicher Toilette!!). Ein kurzer Blick in die Kueche wurde uns auch noch gewaehrt und dann startete unsere siebenstuendige Fahrt.

Waehrend unser Kapitaen das Boot ausstakte stieg uns schon der erste Geruch von gebratenen Zwiebeln in die Nase. Der Koch sorgte also bereits fuer ein Mittagessen. Wir machten es uns auf dem Boot bequem. Langsam zog die Landschaft an uns vorbei und es war kaum moeglich einen Blick vom Ufer abzuwenden. Die teilweise sehr ueppige Vegitation und das Leben der Menschen am Ufer der Backwaters war einfach zu faszinierend. Die Fluesse und Seen scheinen fuer die dort lebenden Menschen ihr Lebenselixier zu sein. Das komplette Leben spielt sich am, im und auf dem Wasser ab. Die Menschen waschen ihre Waesche, spuelen ihr Geschirr und baden sich selbst im Fluss. Mitunter leben die Menschen hier auf so kleinen Landstrichen, dass gerade mal ein kleines Haus Platz hat. Die Ufer sind gesaeumt von Palmen, Straeuchern und Baeumen, die wir noch nie zuvor gesehen hatten. Hinter dieser Pflanzenvielfalt sind Reisfelder zu erkennen, welche sich ueber etliche Hektar erstrecken. Die Seen und Fluesse selbst werden von den Einheimischen aber auch als Handelszentrum genutzt. Kleine und groessere Boote fahren voll beladen von einem zum anderen Flussufer oder einfach nur Flussauf oder -abwaerts.org

Ab und an fuhren wir an Kindern vorbei die uns einfach nur strahlend zu winkten oder nach einem „pen“ fragten. Nach etwa 2 1/2 Stunden steuerten wir ein verlassenes Ufer an. Die „Hail Mary“ ging vor Anker und wir bekamen ein wirklich ueppiges keralisches Mittagessen mit koestlichem Fisch. Die Crew legte eine Pause ein und wir durften waehrend dessen miterleben, wie ein paar Einheimische mit unglaublichem Geschick eine frisch herunter gefallene Kokosnuss aus dem Wasser fischten. Als Nachtisch gab es fuer uns eine unglaublich leckere Ananas. An den Geschmack werden wir uns wohl noch Jahre erinnern.

Nach ca. einer Stunde legte die „Hail Mary“ dann wieder ab und wir fuhren weiter an Reisfeldern, Palmen und kleinen Haeusern vorbei. Das Leben am Ufer der Backwaters ist zugleich faszinierend und erschreckend. Die Menschen scheinen hier in so einfachen Verhaeltnissen zu leben, dass es fuer uns unvorstellbar waere. Die gleichzeitige Verschmutzung des Wassers, welche durch die taeglich anfallenden Arbeiten nahezu unvermeidbar ist, und die Abhaengigkeit von diesem stehen in einem paradoxen Zusammenhang. Als wir schon fast wieder an unserem Start- und Zielhafen angekommen waren, fuhren wir noch durch eine kleine „Werft“ in welcher Reisboote gebaut und repariert werden. Unglaublich mit welchem Einfallsreichtum die Menschen diese Boote bauen. Vom „Luxusliner“ bis hin zum „schwimmenden Restaurant“ ist alles dabei.

Nach dem unser Boot wurde angelegt hatte, verabschiedeten wir uns von der Crew uns fuhren mit dem Taxi zurueck ins Hotel.
Am Abend klingelte unser Handy und wir hatten das grosse Vergnuegen eine viertel Stunde mit Birger zu sprechen.

An dieser Stelle einen schoenen Gruss an dich!

Bis bald, Julia und Jonah

Von Farben, Schlangen, Fischen und Kanadiern

So, haben uns heute mal wieder in ein anderes Internetcafe begeben, um euch ein paar neue Fotos zu praesentieren:

Zunaechst noch ein paar Relikte aus der Vergangenheit. Die ersten beiden Bilder sind an Holi entstanden. .bzw. nach Holi! Das war unser letzter Tag bei Prayas / Delhi.

Das folgende Foto ist an unserem letzten Tag mit Robi und James entstanden. Ein aeusserst netter Abend in einer gemuetlichen Bar.

Dem folgenden Schlangenbeschwoerer sind wir vorgestern in Fort Chochin begegnet.

Und die letzten beiden Bilder sind von einem gemuetlichen Abendessen vor zwei Tagen mit einer kanadischen Familie (welche wir bei dem Schlangenbeschwoerer kennen gelernt hatten) an der Promenade von Fort Cochin.

Der Untergang der Miele Waschmaschinen

Moin,
diesmal schreiben wir euch aus Fort Cochin (immer noch Kerala, ca. 2 Kilometer Wasserlinie von Ernakulam entfernt).

Haben gestern eine Bootstour von Ernakulam nach Fort Cochin gemacht und uns sofort in dieses kleine, verschlafene Nest verliebt.
So haben wir uns schnell ein Hotel gesucht und sind heute morgen hier hin umgezogen. „The White Rose“. Wirklich nett hier! Roof Top Restaurant, AC, Balkon, Kuehlschrank und Internetzugang im Hotel (wollten euch ja auch eigentlich mal wieder nen paar Fotos hochladen, aber der doofe PC erkennt die Kamera nicht..). Uns geht es hier wirklich gut.

Das Doerfchen hat schaetzungsweise soviele Einwohner wie Friedrichsdorf oder Isselhorst und nochmal so viele Touristen (Von den Touristen haben wir uns trotzdem nicht abschrecken lassen). Man kann hier wunderbar am Wasser sitzen und dabei zuschauen wie Einheimische mit gigantischen chinesischen Fischernetzen Unmengen an Fisch fangen. Im Gegensatz zu Dehli oder Chennai hat man hier tatsaechlich das Gefuehl im Paradies gelandet zu sein.

Gestern haben wir uns dann direkt noch einen Dhobi Ghat angeschaut. Das is ein riesengrosser Waschplatz, auf welchem die Menschen ihre Waesche, Hotelwaesche etc. noch auf herkoemmliche Weise mit der Hand waschen. Wir selber sind jetzt auch schon in den Genuss so gewaschener Waesche gekommen. Zwei volle Alditueten fuer ca. 4 Euro. Gewaschen, Getrocknet und aufs feinste gebuegelt. Da kann keine Miele Waschmaschine mithalten.
Anschliessend waren wir noch auf einem kleinen Gewuerzmarkt. Dass die Gerueche in Indien einem regelmaessig die Socken ausziehen, hatten wir ja schon geschrieben, aber an diesem Ort waren unsere Geruchsnerven dann auf das Hoechste gefordert. Anis, Zimt, Nelken, Ingwer, schwarzer Pfeffer, weisser Pfeffer, gruener Pfeffer, Chilli, Vanille…. Einfach alles! Wir werden wohl noch einiges an Gewuerzen fuer zu Hause mitbringen.

Jetzt werden wir gleich mal losgehen und eine Backwaterstour buchen. Anschliessend werden wir uns zwei Fahhraeder mieten und die Halbinsel mal auf eigene Faust erkunden.

Gehabt euch wohl und schreibt mal wieder ne SMS 🙂 ,
Julia und Jonah

P.S.: Die Laeuse sind wir schon fast wieder los.. Ab und an juckt es noch an der ein oder anderen Stelle. Aber ihr koennt darauf wetten, dass wir hartnaeckiger sind als diese Viecher.

Schlafwagon A/C

Hallo ihr Lieben,
diesmal schreiben wir euch aus Ernakulam (Kerala). Hier werden wir jetzt auch erstmal bis zum 23.3. bleiben um ein bisschen Urlaub zu machen.
Unsere Zeit in Chennai, Kiliyanoor, Pondicherry und Karikal war sehr kurz, aber auch voller Erlebnisse.

Durch Robi hatten wir die Moeglichkeit die andere Bevoelkerungsschicht Indiens kennen zu lernen. In Kiliyanoor uebernachteten wir in einem katholischen Convent. Der Empfang der Schwestern vor Ort war sehr herzlich (obgleich die Unterkunft etwas gewoehnungsbeduerftig war) und am naechsten Tag sind wir dann zu der Schule und der Kirch gefahren, die von Isselhorst gespendet wurden.

Der Empfang von den Kindern und Mitarbeitern war ueberwaeltigend. Nicht nur das uns riesige Blumenketten umgelegt wurden und alle uns mit riesen grossen Augen anstarrten.. Nein, ein komplettes Tanzprogramm war extra fuer uns von den Kindern auf die Beine gestellt worden. Man konnte merken, dass uns alle sehr dankbar waren und man sagte uns, dass auch die sonstigen Dorfbewohner von dem Bau der Haeuser provitiert haben. Die Situation erschien uns beiden etwas grotesk, da wir ja nun wirklich nichts zu dem Bau der Gebaeude beigetragen hatten… Nun gut, jetzt sassen wir da und erlebten unsere eigene Willkommensfeier.. Wir hatten zum ersten Mal die Moeglichkeit Zuckerrohr frisch vom Feld und Kokosnuesse frisch von der Palme zu geniessen. Alle waren ein wenig traurig, dass wir nur ein paar Stunden da waren und wir nach dem Lunch schon wieder weiter gefahren sind. Das Angebot mal wieder nach Kiliyanoor zu kommen steht! Wir sind schon am ueberlegen..

Als wir dann wieder an dem katholischen Convent ankamen, holte uns James ab und wir fuhren mit ihm und Robi nach Karikal. In dieser Stadt sollten sich unsere Wege auch trennen. Robi und James wuerden laenger dort bleiben, weil Robi dort geschaeftliches zu erledigen hatte. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kleinen Stop am Strand, wo wir unter anderem mit James Cricket spielten und das Fahren in den „Linksverkehr-Autos“ uebten (beides nicht einfach, aber mit eine bisschen Uebung muesste auch das zu machen sein..).


Am Abend sassen wir dann noch mit den beiden in einer Bar und feierten unseren letzten gemeinsamen Abend (In indischen Bars gibt es im uebrigen keine Frauentoiletten..). Bis wir in unserem Hotelbett lagen war es 00:00Uhr und wir vielen totmuede in unsere Betten.

Am naechsten Tag (Samstag) sollte unsere grosse Reise dann starten. Um 14.30 Uhr fuhr unser Bus von Karikal nach Trichy. Ganze 3 1/2 Stunden verbrachten wir eingequetscht in diesem lauten, wackeligen Ding. Schraeg vor uns sass ein Mann, der sich tatsaechlich alle 5 Sekunden umdrehte um uns unentwegt an zu starren und dabei keine Miene zu verziehen. Das war aber auch das einzige gruselige Erlebnis bei dieser Busfahrt. Die laendliche Landschaft Indiens hatten wir ja schon bei unseren Fahrten mit James kennen gelernt Und so erschienen uns Reis- und Zuckerrohrfelder, sowie die kleinsten Oertchen, nicht mehr ungewoehnlich.

In Trichy angekommen fanden wir den Bahnhof auf Anhieb. Wir schleppten unsere Rucksaecke durch die Gegend und hatten noch eine Stunde Zeit bis der Zug kommen sollte. Also gaben wir unsere grossen Rucksaecke an der Aufbewahrung ab und assen noch schnell ein paar Chiapatis im Bahnhofsimbiss. Als der Zug dann kam, fragten wir noch schnell nach dem richtigen Wagon und stiegen ein. Im relativ geraeumigen 4er Schlafabteil hatten wir genug Platz. Zeitig machten wir uns bettfertig und legten uns auf die Pritschen (ganz oben). Mit uns im Abteil reiste noch ein indisches Paar, mit dem wir leider kaum Zeit hatten, uns zu unterhalten. Die Nacht verlief bis auf ein paar heftige Ruckler und staendiges Aufwachen recht ruhig.

Um 5:45 am Morgen, nach 10-stuendiger Fahrt, kamen wir dann in Ernakalam an. Robi hatte ein Zimmer in einem nahegelegenen Hotel („Good Shepherd“) am Vortag fuer uns reserviert. Als Julia nachfragte, ob es das richtige Hotel sei, war die Antwort aber erst „full, full!“. Naja, wir wohnen jetzt seit 2 Tagen in gerade diesem Hotel :). Es ist sehr warm (zum zerfliessen), es gibt einiges an Ungeziefer (Laeuse auf dem Kopf (Anti-shampoo ist am Start) und Kakerlaken im Bad) aber trotzdem geniessen wir unsere Zeit hier in vollen Zuegen.

Bis bald, Julia und Jonah

Kirchen und Tempel

Heute ist Mittwoch und wir haben in unseren wenigen Tagen in Chennai bereits viel erlebt.

Gestern stellte Robi uns einen Fahrer zur freien Verfuegung der uns dann ein wenig die Stadt zeigte. Zunaechst fuhren wir zur St. Thomas Church auf einem Berg. Von dort aus hatten wir einen wunderbaren Blick ueber die Stadt. Anschliessend besichtigten wir eine weitere St.Thomas Kirche im Herzen der Stadt (Zur Info: St. Thomas war einer der 11 Juenger von Jesus und ist hier in Chennai irgendwo gestorben). Die Kirche wurde auf seinem Grab gebaut und ist fuer die wenigen Christen in dieser Stadt etwas ganz besonderes.

Anschliessend besuchten wir noch unseren ersten traditionellen Hindutempel. Unglaublich diese Architektur. Die Fotos werden euch aus den Socken hauen!

Jetzt sind wir quasi schon auf dem Weg nach Kilyjanoor (keinen Plan wie man das wirklich schreibt..). Eine sieben stuendige Autofahrt liegt vor uns!

Bis bald, Julia und Jonah

Chennai

Hallo ihr Lieben,

sitzen gerade in Chennai in dem Haus von Robi und seiner Familie. Wir sind hier so herzlich empfangen worden, wie man sich das kaum vorstellen kann.

Der Flug war super (nachdem wir die anfaengliche Schwierigkeit den richtigen Flughafen zu finden, dann doch irgendwann gemeistert hatten) und am Flughafen von Chennai wurden wir dann mit einem Schild empfangen: „Mr. Jonah / Mrs. Julia“. Robi und sein Fahrer James (wat nen Name fuer nen Fahrer!!) brachten uns dann zu unserem Hotel. Fuer uns erscheint das Zimmer wie eine Luxussuite im Hilton. Immer Wasser, ein weiches Bett, AC, Fernseher, Sofa, Sessel… alles!!

Nachdem wir uns den Tag ueber Robis verschiedene Arbeitsstellen angeschaut hatten (ein Bestattungsunternehmen, eine Airconditioning-Vertrieb und eine Bus- und Autovermietung, lud er uns hier in sein Haus ein, indem wir so herzlich begruesst wurden, dass es uns fast unangenehm war. Die naechste Tagen sind jetzt nahezu durchgeplant. Morgen abend haben wir eine 7stuendige Autofahrt nach Kilianoor vor uns, wo wir dann auch 2 Naechte bleiben.

Das Wetter is hier uebrigens echt der Hammer. Super warm und die Luftfeuchtigkeit haut einen wirklich um. Am Strand kann man hier, aufgrund irgendwelche Umweltprobleme, nicht baden.. Schade, aber spaetestens in Goa werden wir uns in die Fluten stuerzen.

Ach ja, der Abschied von Kindern fiel uns schwerer als gedacht. Wir sind jetzt schon am ueberlegen, wie man den Kontakt wirklich aufrecht erhalten kann…

So, nach diesem anstrengenden Tag werden wir dann jetzt gleich, nach einer Nachttour mit dem Auto durch Chennai, totmuede in unser weiches Bett fallen.

Bis denne,
Julia und Jonah

Es geht weiter…

Heute dann also der letzte Beitrag aus Tughlakabad/Delhi.
Am Montag fliegen wir um 10.10h nach Chennai und besuchen dort das Partnerdorf von Isselhorst.

Vorher haben wir noch jede Menge zu regeln.
– Waesche waschen (Zum Glueck gibt es bei uns in Deutscland Waschmaschinen. Wir haben uns schon drei Blasen an den Haenden zugezogen, von dieser elenden Plakerei..)
– Geschenke verteilen (Haben gestern 72 Paar Ohrringe fuer die Kinder gekauft, sie in kleine Tuetchen gepackt und werden sie spaetestens am Samstag abend verteilen, damit die kleinen auch ein Andenken an uns haben)
– Klopapier und diverese Verpflegungen kaufen
– Freitag und Samstag muessen wir ausserdem noch zur Schule!
– Samstag und Sonntag Holi feiern
– … und uns natuerlich von den Kindern verabschieden und noch soviel Zeit wie moeglich mit ihnen verbringen!

Haben leider keine Ahnung, wann wir es wieder in irgendein Internetcafe etc. schaffen. Wenn ihr euch sorgt, dann koennt ihr ja auch einfach eine SMS schreiben..

Bis bald, Julia und Jonah

Jami Masjid

Gestern hatten wir erstmal genug Zeit um auszuschlafen. Um 10 Uhr klingelte der Wecker. Wir bevorzugten Kekse und Wasser zum Fruehstueck und versuchten langsam wach zu werden. Obwohl wir hier jede Nacht mindestens 10 Stunden schlafen sind wir morgens doch immer recht geraedert, da die Matratzen in unseren Betten hier nur auf duennen Pressholzplatten liegen und unsere verwoehnten europaeischen Ruecken damit noch nicht wirklich zurecht kommen.

Da uns vorgestern Abend, bei einem Bier 🙂 , bewusst geworden ist, dass unsere Zeit in Delhi schon in einer Woche vorbei ist, hatten wir fuer gestern noch einen Ausflug geplant.

Um 13 Uhr fuhren wir mit dem Tuktuk zur Jami Masjid, die groesste Moschee Indiens. Der Reisefuehrer hatte schon angekuendigt, dass diese in den engen Gassen von Old Delhi liegt, aber unsere Vorstellung von „eng“ war wohl eindeutig etwas weiter als die Wirklichkeit.

Nach einer 45 minuetigen Fahrt bog unser Fahrer in eine Gasse, an welcher rechts und links diverse Markstaende aufgebaut waren. Hier wird wirklich alles verkauft! Klamotten, Huehner (sogar Kueken in Pappschachteln!), Fisch, diverse Snacks und Mitbringsel… Zudem war die Strasse vollgestopft mit Menschen, Kuehen, Autos, Fahrradrikschas, Ziegen und Bussen.. In Deutschland wuerde man in einer solchen Situation wohl von Stau sprechen. In Delhi aber findet sich immer ein Weg, auch wenn er noch so klein ist.

Vor uns, auf einem kleinen Huegel, war jetzt die Moschee zu sehen. Gigantisches Bauwerk! Unser Fahrer hielt an, wir gaben ihm sein Geld und gingen, begleitet von gefuehlten 1000 Menschen und den merkwuerdigsten Geruechen zu einem Eingang der Moschee.

Wir stiegen eine Treppe hinauf, auf welcher unzaehlig viele Bettler ihre Haende nach uns ausstreckten und uns auf Hindi anflehten, ihnen doch etwas zu geben. Diese Problematik ist in Delhi wirklich weit verbreitet und mittlerweile haben auch wir es gelernt zumindest nach aussen so zu tun, als wuerden wir diese Menschen ignorieren. Bevor wir die Moschee betreten durften, musste wir, wie bereits erwartet, unsere Schuhe ausziehen, die wir dann im Rucksack verstauten. Anschliessend kauften wir noch eine „Fotoerlaubnis“ fuer RS 200 (ca. 4 Euro) und begaben uns dann in den gigantischen Innenhof.

Unser erster Blick fiel auf die sogenannte Hauptgebetshalle. In der Mitte eine riesige Zwiebelkuppel, rechts und links zwei etwas kleinere und ganz aussen auf jeder Seite noch ein Turm. Alles erbaut aus rotem Sandstein. Davor war, zwischen den ganzen Menschen, ein Wasserbecken zu erkennen, in dem die Glaeubigen rituelle Waschungen vornahmen. Die Sauberkeit des Wassers ist vermutlich mit der des Ganges zu vergleichen. Wir nahmen also Abstand davon uns auch zu waschen und begaben uns in die Gebetshalle, in der auch ein paar Glaeubige Richtung Mekka knieten und ihre Gebete murmelten.

Zwischen den betenden Menschen fuehlten wir uns allerdings etwas unwohl und so verliessen wir die Halle und steuerten einen Mann an, der Karten fuer einen der beiden Tuerme verkaufte. Inder mussten RS 10 (ca. 20 Cent) und Touristen RS 20 bezahlen. Wir wollten uns das nicht entgehen lassen und so kauften wir zwei Tickets. Der Aufstieg in den ca. 50 Meter hohen Turm war mehr als beschwerlich. Es war so eng, dass man gerade selbst genug Platz hatte. Das wurde dann zu einem Problem, wenn einem von oben jemand entgegen kam. Der Ausblick ueber Delhi und das Rote Fort entschaedigte allerdings fuer diese Strapazen. Unglaublich wieviele Menschen in eine Stadt passen. Von oben betrachtet sieht es aber dafuer auch so aus, als wuerde Dehli bald aus allen Naehten platzen. Der Abstieg war ebenso beschwerlich wie der Aufstieg und wir waren froh als wir dieses Abenteuer beendet hatten.

Das im Reisefuehrer angepriesene rote Barthaar von Mohammed ersparten wir uns und verliessen die Moschee. Nachdem wir unsere Schuhe wieder angezogen hatten sprach uns ein Inder im Batman T-shirt an. Er fragte uns woher wir kaemen und sagte uns das er in Deutschland viele Freunde habe. Die Angst, dass Batman uns auch in irgendein Geschaeft schleppen wollte, erwies sich als Trugschluss. Er war wirklich einfach nur an uns interessiert und brachte uns dann auch durch das Getuemmel der engen Gassen zu dem naechsten Tuktuk. Wir verabschiedeten uns von ihm und unser neuer Tuktuk Fahrer brachte uns wohlbehalten, nach einigem Nachfragen bezueglich der Strecke, wieder nach Hause.

Wieder angekommen brauchten wir erstmal eine kleine Pause. Diese wurde dadurch unterbrochen, dass Aarti an unsere Tuer klopfte. Aarti ist 19 Jahre alt, stumm und fast taub und lebt seit ca. 6 Jahren bei Prayas. Im Mai wird sie Prayas verlassen. Wir verstaendigen uns mit ihr durch eine Art Gebaerdensprache und verstehen sie teilweise besser als die anderen Maedchen. Alsa Abschiedsgeschenk hatte sie Julia ein Mendhi (traditionelle Hennabemalung der Haende) versprochen. In einer einstuendigen Sitzung malte sie ein wahres Kunstwerk auf Julia linke Hand, welches uns jetzt auch den Rest unserer Reise begleiten wird. Nach dem Abendessen verzogen wir uns auf unser Zimmer und liessen den Tag Revue passieren.

<%image(20070226-100_0944.jpg|413|310|Jami Masjid)%>
Aarti:
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Morgen kommt angeblich hoher Besuch aus England. Irgendein Minister. Wir hoffen ganz feste, dass es nicht der Tony ist. Wir werden berichten..

Alles Liebe, Jonah und Julia