Jami Masjid

Gestern hatten wir erstmal genug Zeit um auszuschlafen. Um 10 Uhr klingelte der Wecker. Wir bevorzugten Kekse und Wasser zum Fruehstueck und versuchten langsam wach zu werden. Obwohl wir hier jede Nacht mindestens 10 Stunden schlafen sind wir morgens doch immer recht geraedert, da die Matratzen in unseren Betten hier nur auf duennen Pressholzplatten liegen und unsere verwoehnten europaeischen Ruecken damit noch nicht wirklich zurecht kommen.

Da uns vorgestern Abend, bei einem Bier 🙂 , bewusst geworden ist, dass unsere Zeit in Delhi schon in einer Woche vorbei ist, hatten wir fuer gestern noch einen Ausflug geplant.

Um 13 Uhr fuhren wir mit dem Tuktuk zur Jami Masjid, die groesste Moschee Indiens. Der Reisefuehrer hatte schon angekuendigt, dass diese in den engen Gassen von Old Delhi liegt, aber unsere Vorstellung von „eng“ war wohl eindeutig etwas weiter als die Wirklichkeit.

Nach einer 45 minuetigen Fahrt bog unser Fahrer in eine Gasse, an welcher rechts und links diverse Markstaende aufgebaut waren. Hier wird wirklich alles verkauft! Klamotten, Huehner (sogar Kueken in Pappschachteln!), Fisch, diverse Snacks und Mitbringsel… Zudem war die Strasse vollgestopft mit Menschen, Kuehen, Autos, Fahrradrikschas, Ziegen und Bussen.. In Deutschland wuerde man in einer solchen Situation wohl von Stau sprechen. In Delhi aber findet sich immer ein Weg, auch wenn er noch so klein ist.

Vor uns, auf einem kleinen Huegel, war jetzt die Moschee zu sehen. Gigantisches Bauwerk! Unser Fahrer hielt an, wir gaben ihm sein Geld und gingen, begleitet von gefuehlten 1000 Menschen und den merkwuerdigsten Geruechen zu einem Eingang der Moschee.

Wir stiegen eine Treppe hinauf, auf welcher unzaehlig viele Bettler ihre Haende nach uns ausstreckten und uns auf Hindi anflehten, ihnen doch etwas zu geben. Diese Problematik ist in Delhi wirklich weit verbreitet und mittlerweile haben auch wir es gelernt zumindest nach aussen so zu tun, als wuerden wir diese Menschen ignorieren. Bevor wir die Moschee betreten durften, musste wir, wie bereits erwartet, unsere Schuhe ausziehen, die wir dann im Rucksack verstauten. Anschliessend kauften wir noch eine „Fotoerlaubnis“ fuer RS 200 (ca. 4 Euro) und begaben uns dann in den gigantischen Innenhof.

Unser erster Blick fiel auf die sogenannte Hauptgebetshalle. In der Mitte eine riesige Zwiebelkuppel, rechts und links zwei etwas kleinere und ganz aussen auf jeder Seite noch ein Turm. Alles erbaut aus rotem Sandstein. Davor war, zwischen den ganzen Menschen, ein Wasserbecken zu erkennen, in dem die Glaeubigen rituelle Waschungen vornahmen. Die Sauberkeit des Wassers ist vermutlich mit der des Ganges zu vergleichen. Wir nahmen also Abstand davon uns auch zu waschen und begaben uns in die Gebetshalle, in der auch ein paar Glaeubige Richtung Mekka knieten und ihre Gebete murmelten.

Zwischen den betenden Menschen fuehlten wir uns allerdings etwas unwohl und so verliessen wir die Halle und steuerten einen Mann an, der Karten fuer einen der beiden Tuerme verkaufte. Inder mussten RS 10 (ca. 20 Cent) und Touristen RS 20 bezahlen. Wir wollten uns das nicht entgehen lassen und so kauften wir zwei Tickets. Der Aufstieg in den ca. 50 Meter hohen Turm war mehr als beschwerlich. Es war so eng, dass man gerade selbst genug Platz hatte. Das wurde dann zu einem Problem, wenn einem von oben jemand entgegen kam. Der Ausblick ueber Delhi und das Rote Fort entschaedigte allerdings fuer diese Strapazen. Unglaublich wieviele Menschen in eine Stadt passen. Von oben betrachtet sieht es aber dafuer auch so aus, als wuerde Dehli bald aus allen Naehten platzen. Der Abstieg war ebenso beschwerlich wie der Aufstieg und wir waren froh als wir dieses Abenteuer beendet hatten.

Das im Reisefuehrer angepriesene rote Barthaar von Mohammed ersparten wir uns und verliessen die Moschee. Nachdem wir unsere Schuhe wieder angezogen hatten sprach uns ein Inder im Batman T-shirt an. Er fragte uns woher wir kaemen und sagte uns das er in Deutschland viele Freunde habe. Die Angst, dass Batman uns auch in irgendein Geschaeft schleppen wollte, erwies sich als Trugschluss. Er war wirklich einfach nur an uns interessiert und brachte uns dann auch durch das Getuemmel der engen Gassen zu dem naechsten Tuktuk. Wir verabschiedeten uns von ihm und unser neuer Tuktuk Fahrer brachte uns wohlbehalten, nach einigem Nachfragen bezueglich der Strecke, wieder nach Hause.

Wieder angekommen brauchten wir erstmal eine kleine Pause. Diese wurde dadurch unterbrochen, dass Aarti an unsere Tuer klopfte. Aarti ist 19 Jahre alt, stumm und fast taub und lebt seit ca. 6 Jahren bei Prayas. Im Mai wird sie Prayas verlassen. Wir verstaendigen uns mit ihr durch eine Art Gebaerdensprache und verstehen sie teilweise besser als die anderen Maedchen. Alsa Abschiedsgeschenk hatte sie Julia ein Mendhi (traditionelle Hennabemalung der Haende) versprochen. In einer einstuendigen Sitzung malte sie ein wahres Kunstwerk auf Julia linke Hand, welches uns jetzt auch den Rest unserer Reise begleiten wird. Nach dem Abendessen verzogen wir uns auf unser Zimmer und liessen den Tag Revue passieren.

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Aarti:
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Morgen kommt angeblich hoher Besuch aus England. Irgendein Minister. Wir hoffen ganz feste, dass es nicht der Tony ist. Wir werden berichten..

Alles Liebe, Jonah und Julia